Jörn Ahrens ist Professor für Kultursoziologie mit Schwerpunkt Transformation von Kulturen am Institut für Soziologie der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Forschungsschwerpunkte: Gewalt und Gesellschaft; populäre Medien und Kulturen; Vergesellschaftung von Natur und Technik in der Moderne; Fragen der Subjektivität, des Mythos und der Arbeit; Kultur- und Sozialtheorie des 20. & 21. Jahrhunderts.
Prof. Ahrens forscht aus kultursoziologischer Perspektive über Gewaltverhältnisse der Moderne und Postmoderne, sowie über die Vergesellschaftung von Natur und Technik. Für beide Felder spielen Fragen der Migration als eines der zentralen Themen für die Gesellschaften der Gegenwart eine wichtige Rolle.
Laufende Forschungsprojekte mit Bezug zum FMM
- „Klimakenntnisse und Klimakonsequenzen in ländlichen Räumen. Deutschland und Namibia im globalen Vergleich“: Das Forschungsprojekt untersucht die Erstellung einer gesellschaftlichen Realität des anthropogenen, also durch menschliche Einwirkung verursachten, Klimawandels, einerseits über Alltagserfahrungen und -praktiken der Individuen, andererseits über massenmediale Kommunikationsprozesse. Das Forschungsprojekt ruft das Alltagswissen und die Alltagserfahrung von Menschen ab, die als landwirtschaftliche Experten mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert sind. Dies erfolgt in komparativer Perspektive entlang zweier im Globalisierungsprozeß sehr unterschiedlich plazierter Gesellschaften: Deutschland als Vertreter eines politisch wie ökonomisch hegemonialen Nordens, der weithin als Verursacher des anthropogenen Klimawandels gelten darf, sowie Namibia als einer Gesellschaft des postkolonialen Südens, der zum ökonomisch wie sozial mit großen Problemen konfrontiert ist (Armut, etc.) und zudem zu den Regionen zählt, die von den Konsequenzen des Klimawandels primär geprägt sind. Die Ausgangsthese der Untersuchung lautet: Besonders die älteren Personen dieses Kreises verfügen über langjährige Erfahrungen und verfügen über ein spezifisches Wissen über den Wandel von Flora und Fauna in ihrem Arbeitsfeld. Das globale Phänomen anthropogener Klimawandel ist in dreierlei Hinsicht insbesondere als ein gesellschaftliches Phänomen präsent: Erstens unterliegt er offensichtlich gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (er hat etwas zu tun mit von sozialen Akteuren gemachten Entwicklungen). Zweitens erfahren Menschen Folgen des Klimawandels in ihrem sozialen Alltag und interpretieren umgekehrt bestimmte Alltagserfahrungen mit Hilfe des Stichworts „Klimawandel“; hier sind explizit lebensweltliche Erfahrungen betroffen. Drittens bleibt der Klimawandel, so real er sein mag, auf der Ebene der unmittelbaren Erfahrung ein abstraktes Phänomen, dessen Realität sich vor allem über Medienberichte erschließt und erfahren läßt. [aktuell in der Projektierungsphase]
- „The legacy of camps in 20th century“ (mit Dr. Andre Goodrich, North West University, Südafrika): Following Agamben the camp is functioning as the signature of 20th century in particular and of modernity in general. As an institution of modern power and sovereignty the camp performs as expression of a bio politics that rules and disposes over individuals as population. That means: the suppression, maybe even the extinction of the people concerned. As important, influential and daunting as this thesis might be, it nevertheless obviously is strictly bound to a perspective on modernity shaped from the Northern hemisphere. Although intended as radical critique of modernity, it is bound to a strictly European reading of modernity’s history, political, and theoretical consequences. What it leaves completely out is the practices of (post-)colonial bio politics. Thus, the question is whether a camp always and necessarily is a detention camp. If so, dealing with the subject of camps would be easy and quite limited as both, a historical and geographical phenomenon. Thus far, the meaning of the term ‘camp’ has to be expanded: In this sense the ghetto and even the township is must be defined as camp. Following the logic of the camp they are implementing structures laid out by urban management that combine the organization of urban topographies with social practices of segregation and power.
Ausgewählte Publikationen zum Themenkreis des Forschungsnetzwerks
- The Concept of the Camp in the Age of Biopolitics: An Approach to 20th Century Governmentality, für Nationality Papers (derzeit im reviewing process)
- Soziologie der Angst, in: Lars Koch (Hg.): Angst. Ein interdisziplinäres Handbuch, Stuttgart/Weimar 2013: J.B. Metzler
- Künstliche Lebenswelten. Anpassungsleistungen als soziale Ressource, in: Gerald Hartung/Thomas Kirchhoff (Hg.): Welche Natur brauchen wir? Berlin 2014: de Gruyter
Weitere Publikationen
- (mit Michael Cuntz, Markus Krause, Lars Koch, Philipp Schulte) The Wire. Analysen zur Kulturdiagnostik populärer Medien, Wiesbaden 2014: Springer/VS
- Wie aus Wildnis Gesellschaft wird. Kulturelle Selbstverständigung und populäre Kultur am Beispiel von John Fords Film The Man Who Shot Liberty Valance, Wiesbaden 2012: VS Verlag
- German Rampage: Social Discourse and the Emergence of a Disturbing Phenomenon, in: Daniel Ziegler/Marco Gerster/Steffen Krämer (Hg.): Framing Excessive Violence, Basingstoke 2015: Palgrave Macmillan